Europäische Stiftung

Aachener Dom

Politik Europas muss gemeinsame Antworten auf die Sinnfrage finden

10.5.2018 | Pontifikalamt im Aachener Dom zu Christi Himmelfahrt  

– „Es genügt heute längst nicht mehr, die Geschichte des Erfolges zu erzählen, wie die europäische Idee die Verwüstungen des Zweiten Weltkrieges zu überwinden und die Völker Europas neu zusammenzuführen vermochte. Die Politik Europas braucht heute vielmehr in allen Mitgliedsländern neue Antworten auf die Sinnfrage.“ Dies forderte der Aachener Bischof Dr. Helmut Dieser in seiner Predigt während des Pontifikalamtes am Fest Christi Himmelfahrt.

Am Pontifikalamt nahmen auch der diesjährige Träger des Internationalen Karlspreises der Stadt Aachen, Emmanuel Macron, Präsident der Französischen Republik, König Felipe VI. von Spanien, Bundeskanzlerin Angela Merkel, die litauische Präsidentin Dalia Grybauskaité sowie weitere hochrangige Gäste teil. Einer der Konzelebranten von Bischof Dieser war der Militärbischof von Frankreich, Mgr. Antoine de Romanet de Beaune.

„Die Kraft der europäischen Idee aber wird sich gerade darin erweisen, ob sie gemeinsame Antworten auf die Sinnfrage findet oder ob weiter nationale Sinnstiftungsversuche Europa schwächen und immer mehr abwerten“, so Dieser weiter. Der liberale freiheitliche Staat, wie er sich in den Mitgliedsländern der Europäischen Union herausgebildet habe, könne aber die Sinnsuche seiner Menschen nicht selber beantworten. Die Sinnfrage hänge immer damit zusammen, ob das Individuelle, das je Einzelne des Lebens zusammenfinde mit dem Blick auf das Ganze, ob also das Besondere und Einmalige fähig ist, sich zu integrieren in das Gemeinsame und Umfassende. An der Brisanz dieser Fragen entscheide sich nicht nur die Integration der muslimischen Mitbürger in Europa sondern auch die Kraft der europäischen Idee und damit auch die Integration der europäischen Einzelstaaten.

Die Politik könne die Frage nach dem Verhältnis zwischen dem Ganzen und dem Einzelnen nicht allein austarieren. Sie müsse immer aufbauen auch auf der religiösen Sinnstiftung, die in ihrer Gesellschaft wirke, betonte der Bischof. „Wir als Kirchen in Europa wollen ausdrücklich dem Gemeinwohl unserer Gesellschaften dienen, indem wir den Horizont der christlichen Hoffnung aufweisen, indem wir den Einzelnen ermuntern, aus der Kraft dieser Hoffnung sich den Schwachen zuzuwenden, sich in der Politik und in der Gesellschaft verantwortlich zu engagieren und in allem dem Vorbild Christi zu folgen, der sagt: Gott ist so groß, dass du ihm nie zu klein bist. Gott ist so menschenfreundlich, dass ich dir zeigen kann: Du bist es wert, dass ich mein Leben einsetze für dich!“

An Präsident Macron gewandt sagte Dieser: „Sie haben in Ihrem Land einen proeuropäischen Wahlkampf geführt und gewonnen. Dafür erhalten Sie heute hier in Aachen den Karlspreis, und dafür gebührt Ihnen unser aller Respekt und unsere Dankbarkeit!“ Er freue sich sehr, dass er (Macron) bei seiner Ansprache an die französischen Bischöfe am 9. April in Paris gesagt habe: „Wenn wir der Kirche […] zuhören, zucken wir nicht mit den Achseln. Wir hören eine Stimme, die Kraft aus der Realität und ihre Klarheit aus Gedanken bezieht, bei denen die Vernunft mit einem transzendenten Menschenbild in Dialog tritt“. Bischof Dieser: „Eben diesen Dialog braucht Europa heute dringender denn je, um die Sinnfrage wieder im Rahmen des Politischen auffindbar zu machen. Als Kirche sind wir in Europa und weltweit dazu aber nicht nur bereit, sondern mit den Worten des auferstandenen Christus sogar ausdrücklich gesandt.“

Das Pontifikalamt wurde musikalisch gestaltet vom Aachener Domchor unter der Leitung von Domkapellmeister Berthold Botzet. Aufgeführt wurde die Missa Papae Marcelli (Gloria und Sanctus) von Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525-1594), das Ascendit Deus von Vincent Goller (1873-1953) und Jesu, the very thought of thee von Paul Halley (*1952). Domorganist Prof. Michael Hoppe spielte von Olivier Messiaen den 3. Satz aus L’Áscension – Transport du joie. (iba/Na 033)

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